Muster-Modellbahn wird 50 Jahre alt

4.2.2010, 00:00 Uhr
Muster-Modellbahn wird 50 Jahre alt

© Daut

Zwar kann die Anlage mit dem Hamburger Miniaturwunderland nicht ganz mithalten – aber nur bei der Fläche. «Technisch haben wir die Nase vorn», behauptet Georg Walter selbstbewusst. Der Mann mit dem gemütlichen Oberpfälzer Tonfall muss es wissen: Er pflegt und hegt sämtliche Modellbahnanlagen in den Sammlungen an der Lessingstraße. «Einige Extras gibt es nur bei uns, etwa die Original-Stelltische eines Gleisbildstellwerks», erläutert der gelernte Schlosser. Oder den Rangierbetrieb mit Ablaufberg und selbst konstruierten Gleisbremsen.

Putzwaggons halten alles sauber
Mit dem Bahnbetrieb ist Walter seit seiner Ausbildung vertraut. Und so wacht er als Eisenbahner mit Argusaugen darüber, dass auch die Details dem großen Vorbild entsprechen, etwa die Zusammenstellung der Wagen – oder die besondere Beleuchtung einer Lokomotive, die als Verstärkung einen schweren Zug am Schluss mit anschiebt. Mit Modellbahnen hatte er vor dem Wechsel ins Museum selbst nichts zu tun.

«Aber das hat mir von Anfang gefallen, filigrane Bastelarbeiten liegen mir einfach», meint er. Aber nicht nur bei Reparaturen ist er gefragt, auch die Reinigung gehört dazu. Neben dem herkömmlichen Staubsauger setzt er auch da auf Hilfsmittel Marke Eigenbau: extra schwere Züge mit Wagen, in die er kleine Holzblöcke mit einer Schicht zum Polieren der Gleise einsetzen kann. Nicht zuletzt aber ist Walter verantwortlich für die Ausbildung seiner Kollegen, die reihum die Anlage bedienen und dem Publikum vorführen. Um sie mit allen Feinheiten vertraut zu machen, dauert der Kurs bis zu sechs Monate.

Tradition und Moderne

In diesem Jahr feiert die Anlage 50. Geburtstag: Sie war zum 125-jährigen Jubiläum der deutschen Eisenbahn im Jahr 1960 entworfen und gebaut worden. Um den heimischen Herstellern eine Plattform zu bieten, fiel die Wahl auf Fleischmann. Wenn auch arg geschrumpft, ist die Firma heute wenigstens noch mit einem Werk in Heilsbronn in der Region präsent.

Ausdehnung und Grundkonzeption der Anlage sind unverändert geblieben. Nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch viele Bauten haben reale Vorbilder - etwa den Hauptbahnhof Aschaffenburg, die Postumschlaghalle Würzburg und einen Nürnberger Wasserturm, ebenso zahlreiche Brückenkonstruktionen. Stehengeblieben ist die Zeit indes auch hier nicht: Über die Anlage rollen Modelle aus vielen Epochen bis hin zum ICE und dem superschnellen Regionalexpress Nürnberg-München.

Nur der Adler fehlt

Auch bei den Accessoires legt Walter immer mal wieder nach: Auf der einen Seite schwebt ein Heißluftballon über der Szenerie, am anderen Ende ist – ein augenzwinkernder Spaß - ein Ufo gelandet, was Feuerwehr, Polizei und Sanitäter auf den Plan ruft. In Miniatur finden sich auch etliche Loks auf der Anlage verstreut, die nebenan im Original zu bestaunen sind, allen voran die legendäre Dampflok der Reihe 05 oder die E 69, eine der ersten deutschen Elektroloks. Nur der legendäre «Adler» fehlt.

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