MT-Serie Herrenhäuser: Ein Juwel heimischer Herrenhäuser Schloss Crollage: Bereits seit 346 Jahren im Besitz derer von Ledebur zu Dinklage Von Günter Böker Minden/Preußisch-Oldendorf (mt). Versteckt hinter hohen, Jahrhunderte alten Bäumen, unterhalb der Straße von Holzhausen nach Börninghausen gelegen und von schnell vorbeifahrenden Autofahrern kaum wahrzunehmen, liegt ein in seiner Gesamtheit erstaunlich gut erhaltener, geschichtsträchtiger Gebäudekomplex unserer Region: Schloss Crollage. Urkundlich erstmals erwähnt im Jahre 1325, gibt es bis heute in der einschlägigen Literatur nach wie vor unterschiedliche Beurteilungen über das Gründungsdatum des ehemaligen Rittersitzes. Stadtheimatpfleger Dieter Besserer geht jedoch nach akribischen Untersuchungen davon aus, dass der ehemalige Rittersitz durch Berthold I. von Haren etwa um das Jahr 1325 gegründet wurde.Über viele Generationen hinweg bestimmte dieses Geschlecht mit unterschiedlich geschicktem Erfolg das Geschehen auf dem Rittersitz, vergrößerte den Besitz im Laufe von rund 170 Jahren ihrer Regentschaft zunächst beträchtlich und konnte dennoch zum Ende nicht verhindern, dass immerhin 14 ehemals zu Crollage gehörende Höfe wegen Fehlens männlicher Erben wieder verloren gingen.Mit dem Übergang des Rittergutes Crollage von derer zu Snetlage auf die Familie von Langen und hier im Verlauf von Erbfolge insbesondere auf Herbort von Langen, einem bedeutenden Heerführer des kaiserlichen Heeres im Schmalkaldischen Krieg, begann 1547 ein neues Kapitel Familiengeschichte derer von Crollage.Auf Anordnung von Herbort von Langen wurde die Neugestaltung des Rittergutes durch bauliche Veränderungen im Stil der Weserrenaissance in Angriff genommen, die seine Witwe nach seinem Tod um 1562 fortsetzte und 1578 - wie einer Gedenktafel im Schloss zu entnehmen ist - vollenden konnte, trotz der Schulden, die ihr Mann hinterlassen hatte.Der Umbau dominiert noch heute zusammen mit den von Gerhard Johann von Ledebur rund 90 Jahre später vorgenommenen Erweiterungen der Gebäudekomplexe die beeindruckende Schlossfassade.Das Gebäude selbst, so berichtet die jetzige Eigentümerin, Erika Rafflenbeul, wurde wegen des relativ schwammigen Untergrundes ursprünglich auf Eichenpfosten errichtet, die dem Gebäude bis heute immer noch erstaunliche Festigkeit verleihen.Mit dem Ankauf von Crollage 1623 durch Caspar von Ledebur zu Dinklage wurden für das Schloss neue Schwerpunkte mit ordnender Hand gesetzt. Im Dreißigjährigen Krieg herunter gekommen und zuvor durch Erbgänge im Bestand arg dezimiert, versuchte der neue Schlossherr frühere Besitzungen von Crollage nach und nach zurückzukaufen.Das gleiche Ziel verfolgte auch sein Nachfolger Gerhard Johann, der als Gefolgsmann des Kurfürsten von Brandenburg, als sein Gesandter an den Höfen in Schweden, Polen und Dänemark und - seit 1658 - auch als Regierungsrat im Fürstbistum Minden und Drost zu Petershagen, offenbar zu beachtlichem Ansehen und Reichtum gekommen war. Er ließ Crollage zwischen 1664 und 1668 erweitern, behielt aber die alte Bausubstanz im Wesentlichen bei.Erst 1969, nach 346 Jahren Familienbesitz mit unterschiedlich gesetzten Schwerpunkten der jeweiligen Eigentümer, endete auf dem inzwischen zum Gut erweiterten Schloss Crollage die Dynastie derer von Ledebur, deren Geschlecht von 1895 bis zum Jahre 1917 mit Wilhelm Freiherr von Ledebur sogar den Landrat des ehemaligen Kreises Lübbecke stellte.Enkel verkauft Besitz nach Zweitem WeltkriegSein Enkel Jan, nach dem Zweiten Weltkrieg durch das Bodenreformgesetz als Eigentümer, Nachfolger seines Vaters Gisbert geworden, verkaufte schließlich den Familienbesitz an Dr. med. Hermann Rafflenbeul, Zahnarzt, Diplomlandwirt und Industrieller. Er erfüllte sich zusammen mit seiner Gattin Erika in der Abgeschiedenheit ländlicher Idylle mit dem Ankauf von Schloss Crollage mit 68 Jahren den Traum von einem außergewöhnlichen, seinen Vorstellungen entsprechenden Altersruhesitz.Mit großem Sachverstand widmete er sich bis zu seinem Tode 1998 nicht nur nahezu 3o Jahre lang der Bewirtschaftung des Gutes und dem Rückkauf früher verloren gegangener Besitzungen - die heute alle verpachtet sind - sondern restaurierte den Gebäudekomplex innen und außen ausnahmslos mit Eigenmitteln und machte Crollage zu dem, was es heute ist und als Vermächtnis von seiner Gattin Erika fortgeführt wird.

MT-Serie Herrenhäuser: Ein Juwel heimischer Herrenhäuser

Minden/Preußisch-Oldendorf (mt). Versteckt hinter hohen, Jahrhunderte alten Bäumen, unterhalb der Straße von Holzhausen nach Börninghausen gelegen und von schnell vorbeifahrenden Autofahrern kaum wahrzunehmen, liegt ein in seiner Gesamtheit erstaunlich gut erhaltener, geschichtsträchtiger Gebäudekomplex unserer Region: Schloss Crollage.

Im Stil der Vorväter mit Liebe zum Detail wieder hergerichtet: die großzügige Empfangshalle mit dem Jahrhunderte alten, immer noch intakten Kamin. - © Fotos: Günter Böker
Im Stil der Vorväter mit Liebe zum Detail wieder hergerichtet: die großzügige Empfangshalle mit dem Jahrhunderte alten, immer noch intakten Kamin. - © Fotos: Günter Böker

Urkundlich erstmals erwähnt im Jahre 1325, gibt es bis heute in der einschlägigen Literatur nach wie vor unterschiedliche Beurteilungen über das Gründungsdatum des ehemaligen Rittersitzes. Stadtheimatpfleger Dieter Besserer geht jedoch nach akribischen Untersuchungen davon aus, dass der ehemalige Rittersitz durch Berthold I. von Haren etwa um das Jahr 1325 gegründet wurde.

Sorgte Jahrhunderte lang für Zeitgenauigkeit: das mechanische Regelwerk der Turmuhr, die heute elektrisch gesteuert wird.
Sorgte Jahrhunderte lang für Zeitgenauigkeit: das mechanische Regelwerk der Turmuhr, die heute elektrisch gesteuert wird.

Über viele Generationen hinweg bestimmte dieses Geschlecht mit unterschiedlich geschicktem Erfolg das Geschehen auf dem Rittersitz, vergrößerte den Besitz im Laufe von rund 170 Jahren ihrer Regentschaft zunächst beträchtlich und konnte dennoch zum Ende nicht verhindern, dass immerhin 14 ehemals zu Crollage gehörende Höfe wegen Fehlens männlicher Erben wieder verloren gingen.

Mit dem Übergang des Rittergutes Crollage von derer zu Snetlage auf die Familie von Langen und hier im Verlauf von Erbfolge insbesondere auf Herbort von Langen, einem bedeutenden Heerführer des kaiserlichen Heeres im Schmalkaldischen Krieg, begann 1547 ein neues Kapitel Familiengeschichte derer von Crollage.

Auf Anordnung von Herbort von Langen wurde die Neugestaltung des Rittergutes durch bauliche Veränderungen im Stil der Weserrenaissance in Angriff genommen, die seine Witwe nach seinem Tod um 1562 fortsetzte und 1578 - wie einer Gedenktafel im Schloss zu entnehmen ist - vollenden konnte, trotz der Schulden, die ihr Mann hinterlassen hatte.

Der Umbau dominiert noch heute zusammen mit den von Gerhard Johann von Ledebur rund 90 Jahre später vorgenommenen Erweiterungen der Gebäudekomplexe die beeindruckende Schlossfassade.

Das Gebäude selbst, so berichtet die jetzige Eigentümerin, Erika Rafflenbeul, wurde wegen des relativ schwammigen Untergrundes ursprünglich auf Eichenpfosten errichtet, die dem Gebäude bis heute immer noch erstaunliche Festigkeit verleihen.

Mit dem Ankauf von Crollage 1623 durch Caspar von Ledebur zu Dinklage wurden für das Schloss neue Schwerpunkte mit ordnender Hand gesetzt. Im Dreißigjährigen Krieg herunter gekommen und zuvor durch Erbgänge im Bestand arg dezimiert, versuchte der neue Schlossherr frühere Besitzungen von Crollage nach und nach zurückzukaufen.

Das gleiche Ziel verfolgte auch sein Nachfolger Gerhard Johann, der als Gefolgsmann des Kurfürsten von Brandenburg, als sein Gesandter an den Höfen in Schweden, Polen und Dänemark und - seit 1658 - auch als Regierungsrat im Fürstbistum Minden und Drost zu Petershagen, offenbar zu beachtlichem Ansehen und Reichtum gekommen war. Er ließ Crollage zwischen 1664 und 1668 erweitern, behielt aber die alte Bausubstanz im Wesentlichen bei.

Erst 1969, nach 346 Jahren Familienbesitz mit unterschiedlich gesetzten Schwerpunkten der jeweiligen Eigentümer, endete auf dem inzwischen zum Gut erweiterten Schloss Crollage die Dynastie derer von Ledebur, deren Geschlecht von 1895 bis zum Jahre 1917 mit Wilhelm Freiherr von Ledebur sogar den Landrat des ehemaligen Kreises Lübbecke stellte.

Enkel verkauft Besitz nach Zweitem Weltkrieg

Sein Enkel Jan, nach dem Zweiten Weltkrieg durch das Bodenreformgesetz als Eigentümer, Nachfolger seines Vaters Gisbert geworden, verkaufte schließlich den Familienbesitz an Dr. med. Hermann Rafflenbeul, Zahnarzt, Diplomlandwirt und Industrieller. Er erfüllte sich zusammen mit seiner Gattin Erika in der Abgeschiedenheit ländlicher Idylle mit dem Ankauf von Schloss Crollage mit 68 Jahren den Traum von einem außergewöhnlichen, seinen Vorstellungen entsprechenden Altersruhesitz.

Mit großem Sachverstand widmete er sich bis zu seinem Tode 1998 nicht nur nahezu 3o Jahre lang der Bewirtschaftung des Gutes und dem Rückkauf früher verloren gegangener Besitzungen - die heute alle verpachtet sind - sondern restaurierte den Gebäudekomplex innen und außen ausnahmslos mit Eigenmitteln und machte Crollage zu dem, was es heute ist und als Vermächtnis von seiner Gattin Erika fortgeführt wird.

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