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Bremer Tor schließt Hotelbetrieb - Inhaber setzen auf neues Konzept

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Traditionsbetrieb mit 116-jähriger Geschichte: Das Hotel Bremer Tor im Herzen von Brinkum. Foto: Jantje Ehlers
Traditionsbetrieb mit 116-jähriger Geschichte: Das Hotel Bremer Tor im Herzen von Brinkum. © Jantje Ehlers

Brinkum - Von Anke Seidel. Das Hotel Bremer Tor im Herzen von Brinkum wird auch nach der Corona-krise nicht wieder öffnen. Die Familie Gefken stellt den Hotelbetrieb ein, bestätigte sie Dienstag. „Aber es geht weiter!“, betonen Sabine Gefken, ihr Sohn Jörn und seine Frau Carolin Hermink unisono.

Die Coronakrise mit ihren tief greifenden Kontaktbeschränkungen hat auch auf das Hotel Bremer Tor lange Schatten geworfen, sprich zu schmerzlichen Einnahmeausfällen geführt. Aber man habe schon vorher überlegt, den Hotelbetrieb nicht weiter zu führen, so Jörn Gefken. Denn im Rahmen der geplanten Ortskernsanierung wären erhebliche Investitionen entstanden. Die insgesamt 36 Zimmer – sie galten in den 1980er-Jahren als Luxusstandard in der Region – müssten dringend renoviert werden.

Außerdem möchte sich Jörn Gefken auf den Catering-Service Bremer Tor Event als tragendes Standbein des Familienbetriebs konzentrieren. Mit diesem Service kann Gefken bis zu 5 000 Menschen bewirten – im jeweils gewünschten stimmungsvollen Ambiente. So hat Bremer Tor Event das traditionelle Bremer Schaffermahl begleitet.

Gemeinsam mit der Gemeinde Stuhr, so die Familie, habe man die Schließung des Hotelbetriebs beschlossen. Denn 2014 hat sie die Immobilie und das Grundstück im Herzen von Brinkum an die Gemeinde verkauft. „Ein Hotel wird es, in irgendeiner Form, auch zukünftig in Brinkum geben“, sagt Senior-Chefin Sabine Gefken. Der Bedarf sei da – aber vor allem für eine ansprechende Gastronomie. Das klassische Restaurant, der Saalbetrieb und das bereits neu gestaltete Bar-Restaurant mit Biergarten sollen deshalb mit einem neuen Konzept belebt werden.

45 feste Mitarbeiter arbeiten im Bremer Tor. Mit der Schließung verlieren fünf ihren Arbeitsplatz, weil sie auf den Hotelbetrieb spezialisiert seien. „Zwei haben aber schon eine neue berufliche Perspektive gefunden“, berichtet Jörn Gefken. Die drei weiteren könnten sich in Ruhe eine neue Perspektive suchen, weil die Kündigungsfristen lang seien, ergänzt Sabine Gefken. „Wir helfen ihnen aber auf Wunsch auch gerne dabei“, blickt sie auf zahlreiche Kontakte. Sie selbst ist Geschäftsführerin des Kreisverbands Grafschaft Hoya im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga).

Die Schließung des Hotelbetriebs ist auch für die Familie Gefken ein historischer Einschnitt. Aber tageweise schon erprobt: Bei Familienfeiern mit Musik im Saal hätte man das Hotel ohnehin schon an einigen Tagen geschlossen, um Lärmbelästigung für die Gäste zu vermeiden, argumentiert die Familie – ebenso, wenn sich die 40 Mitarbeiter auf die Vorbereitung eines großen Catering-Auftrags konzentriert hätten. Im Klartext: Kontinuierlich und verlässlich war der Hotelbetrieb ohnehin nicht mehr.

Seine Schließung ist das letzte Kapitel einer außergewöhnlichen Hotelgeschichte. Der älteste Teil des Gebäudes war 1902 errichtet, das Hotel 1904 eröffnet und immer wieder erweitert sowie modernisiert worden. Noch in den 1980er-Jahren setzte das Hotel Standards in der Branche. Damals übernachteten Fernsehstars wie Erik Ode („Der Kommissar“) oder Maria Schell im Bremer Tor. Rudi Carrell gehörte zu den Stammgästen. „Und Karl Dall hat bei uns an der Theke sein erstes Bier getrunken“, schmunzelt Carolin Hermink.

Weil sich die Zeiten extrem geändert haben, setzt die Familie nun auf ein neues Gastronomiemodell. Sie will Bewährtes mit neuen Elementen verknüpfen. „Unser neuer Küchenchef Nino Böhm arbeitet schon an einem neuen attraktiven Konzept“, sagt Jörn Gefken. Kreative Speisen mit Überraschungseffekten sollen das Angebot prägen. Ein Motto dabei: mehr Geschmack und weniger Kalorien. Die regionale Küche soll sich gleichermaßen modern und saisongerecht präsentieren. In der Saison gibt es Knipp, Spargel, Grünkohl und mehr.

Nach wie vor richtet das Bremer Tor Hochzeiten, runde Geburtstage, Firmenveranstaltungen und andere Feiern aus. Auf Wunsch im modernen Ambiente, so Carolin Hermink. Wegen der Coronakrise waren etliche Termine abgesagt worden, die Familien und Firmen gern nachholen würden: „Wir haben eine lange Warteliste.“

Wenn die Infektionsschutzmaßnahmen es zulassen, will die Familie Gefken schon in der ersten Juni-Woche mit einem neuen Tages- und Wochenkonzept an den Start gehen – und weiterhin „Gefken to go“ anbieten: Speisen zum Abholen oder auf Wunsch auch mit Lieferung. Samstags soll es einen „Bier-und-Burger-Day“ geben und einmal im Monat Livemusik. Vielleicht auch eine „Lady’s Night“, überlegt Carolin Hermink – auch das eine Zukunftsidee.

Was wird aus den 36 Hotelzimmern? „Lager- und Abstellräume“, antwortet Jörn Gefken. Denn für die mobile Bewirtung von bis zu 5 000 Gästen sowie für die stimmungsvolle Dekoration wird eine enorme Ausstattung gebraucht. Auf Wunsch liefere Bremer Tor Event auch Lichteffekte, Technik, Zelte und selbst einen Entertainer.

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